Midjungards ist eine reichlich fiktive gotische Schreibschrift. Neben meinem Interesse an Geschichte, Sprache und Kultur der alten Goten bin ich ja ein großer Freund des Werkes von J. R. R. Tolkien – und in der Schnittmenge von beidem liegt diese Schriftart hier. Sie ist der kursiven Form der elbischen Schrift Tengwar nachempfunden. Der Name Midjungards (got. „Welt“) lehnt sich dabei an den Namen von Tolkiens Fantasiekontinent „Mittelerde“ an, der ja seinerseits dem germanischen „Midgard“ entlehnt ist (wie Tolkiens Welt eben viele Anleihen aus europäischer Mythologie und Geschichte nimmt).
Die Schriftart hat 110 Zeichen. Neben dem gotischen ist auch der lateinische Unicode-Bereich mit gotischen Buchstaben belegt, damit man auch in solchen Programmen schreiben kann, die den hohen, gotischen Unicode-Bereich nicht unterstützen (z. B. MS Word). Und damit man Texte, die zwischen gotischen Groß- und Kleinbuchstaben unterscheiden, problemlos auch in dieser Schriftart anzeigen kann, sind hier die lateinischen Majuskeln und Minuskeln gleichermaßen mit gotischen Buchstaben belegt. Um schließlich eine ordentliche Aneinanderreihung der Buchstaben zu erreichen, sollte man unbedingt die Unterschneidung (Kerning) und die Ligaturen aktivieren.
Midjungards ist mit denjenigen meiner Schriftarten kompatibel, die über einen umfangreicheren Zeichensatz verfügen. Ändert man einen Text von Ulfilas oder Skeirs in die Schriftart Midjungards, so werden Zeichen, die hier nicht enthalten sind – etwa manche der Akzente –, einfach ausgelassen (und nicht etwa als Kästchen dargestellt).
Ebenso wie Silubr verfügt auch Midjungards über eine „hist“-Funktion, die automatisch ein Schriftbild erzeugt, das historischem gotischen Textsatz näher kommt: Leerzeichen werden ausgelassen, die Interpunktion wird auf Mittepunkt und Doppelpunkt reduziert, und dem „I“ am Wortanfang wird eine Diärese hinzugefügt (am Silbenanfang in der Wortmitte sollte es ja zuvor bereits mit einer solchen versehen sein). Um diese Funktion auch in Microsoft Word 2010 verfügbar zu machen (das nur einige OpenType-Funktionen, darunter die Stilsätze unterstützt), habe ich der Schriftart eine Kopie dieser Funktion als Stilsatz „ss05“ beigefügt.
Zur Veranschaulichung von beidem sei auf die Darstellung bei Silubr verwiesen.
Unterschneidung („kern“) und Ligaturen („rlig“) verschönern das Schriftbild, während die Stilsätze „ss01“ und „ss02“ den einen oder anderen tolkienschen Tripelpunkt an die Stelle der Diärese setzen:
mit „ss01“:
mit „ss02“:
„Swe gameliþ ïst ïn Esaïïn profetau: …“
„Wie geschrieben steht im Propheten Jesaja: …“
Der Schriftzug auf dem oben gezeigten Ring:
„Afdomiþs sijai, saei baíriþ hina hrigg,
„Verflucht sei, wer diesen Ring trägt,
jah afdomiþs allata niblugge huzd!“
und verflucht der ganze Nibelungenhort!“
Eine Fornyrðislag-Strophe über den Konflikt zwischen Goten und Hunnen am schwarzen Meere. Nach J. R. R. Tolkien, Die Legende von Sigurd und Gudrún, New York 2009; übers. v. Hans-Ulrich Möhring, Stuttgart 2010; S. 218 f.:
Original von Tolkien: By mighty Mirkwood |
Deutsch von Möhring: Am mächtigen Myrkwid |
At mahteigamma Maírkwidau |
Am mächtigen Myrkwid |
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Datei | Beschreibung |
midjungards.zip | Eine fiktive gotische Schreibschrift. |